Frauen in der Startup-Szene

Gründerinnen in Deutschland - nach wie vor eine Seltenheit

Die Zahl der Gründerinnen in Deutschland nimmt zu – trotzdem machen sie bisher nur einen kleinen Teil der Startup-Szene aus. Frauen, die sich selbstständig machen sind nach wie vor selten. Aus dem Deutschen Startup Monitor 2017 geht hervor: Der Anteil der Gründerinnen wuchs im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr um nicht einmal einen Prozentpunkt, von 13,9 Prozent auf 14,6 Prozent.

Als Gründe nennt der Deutsche Startup-Verband neben größeren finanziellen Unsicherheiten bei Frauen auch bestehende finanzielle Ungerechtigkeiten, eine nach wie vor traditionelle Rollenverteilung, in der Technik, Handwerk und Finanzen vor allem Männersache sind und die Schwierigkeit als Frau, dem bestehenden „Boys Club“ in der Unternehmenswelt beizutreten.

Civey hat nachgefragt, wie viele Frauen sich aktuell vorstellen können, sich selbstständig zu machen, wie sie die aktuellen Rahmenbedingungen in Deutschland für die Gründung eines Unternehmens beurteilen, was sie am stärksten von einer Gründung abhalten würde und wie viele Frauen tatsächlich planen, in den nächsten zwölf Monaten zu gründen.

Nur drei von zehn Frauen können sich vorstellen, ein Unternehmen zu gründen

Nach wie vor spielt der Großteil der weiblichen Bevölkerung nicht mit dem Gedanken, sich selbstständig zu machen: nur 29,1 Prozent können sich vorstellen, ein Unternehmen zu gründen. 61,6 Prozent können sich dies hingegen nicht vorstellen. Für 37,5 Prozent kommt eine Existenzgründung sogar „auf keinen Fall” in Frage.

Zum Vergleich: Bei den Männern können sich nur 24,8 Prozent „auf keinen Fall” vorstellen, eine Firma zu gründen. Für 40,7 Prozent der Männer wäre eine Existenzgründung hingegen durchaus eine Option.

Männer beurteilen die Rahmenbedingungen zur Existenzgründung deutlich besser als Frauen

Aktuell beurteilt nur ein Viertel der Frauen (25,1%) die Rahmenbedingungen in Deutschland zur Gründung eines Unternehmens „positiv”. Bei den Männern sind es 34,8 Prozent. Der große Unterschied rührt allerdings vor allem daher, dass viele Frauen sich in der Frage kein Urteil zutrauen: 39,7 Prozent - und damit rund 10 Prozent mehr als Männer - sind „unentschieden”. Der Prozentsatz, der die Rahmenbedingungen „negativ“ beurteilt, ist hingegen bei Frauen wie Männern ungefähr gleich groß.

Vor allem Frauen scheuen das finanzielle Risiko bei der Gründung eines Unternehmens

Frauen, die sich tatsächlich selbstständig machen, gehen in der Regel um einiges zögerlicher an die Sache heran: Laut Deutschem Startup Verband spielen sie ihre Ideen länger theoretisch durch, sind sicherheitsorientierter und stecken sich realistischere Ziele als ihre männlichen Kollegen.

Das gelte vor allem für den finanziellen Teil der Gründung – der Trend geht hier zur Gründung durch Eigenkapital. Und das auch deshalb, weil Frauen, wenn es an die Verteilung von Wagniskapital geht, oft zu kurz kommen. Der Anteil der von Investoren finanzierten Startups, die von Frauen mitgegründet wurden, stagniert bereits seit Jahren bei etwa 17 Prozent.

In der Tat nennen Frauen signifikant häufiger als Männer „das finanzielle Risiko“ als Hauptgrund gegen die Gründung eines Unternehmens (44% gegenüber 38,2%). Männer geben hingegen deutlich öfter als Frauen „die Bürokratie“ als Hindernisgrund an (33% gegenüber 23,8%).

Besonders interessant wird es, wenn man die Ergebnisse nach Männern und Frauen auswertet, die sich prinzipiell vorstellen können, zu gründen. Auch die Frauen, die generell offen für die Selbstständigkeit sind, nennen mehrheitlich „das finanzielle Risiko“ als Hauptgrund gegen den Gründung eines Unternehmens (39,9%). Bei den Männern, die sich vorstellen können, ein Unternehmen zu gründen, überwiegt hingegen „die Bürokratie“ als größtes Hindernis (43,8%).

Halb so viele Frauen wie Männer planen, in den nächsten zwölf Monaten zu gründen

Dass sich weniger Frauen überhaupt vorstellen können, zu gründen, spiegelt sich auch in der Anzahl derjenigen wider, die konkrete Pläne zur Existenzgründung haben. 1,9 Prozent der Frauen haben vor, in den nächsten zwölf Monaten ein Unternehmen zu gründen. Das sind nur rund halb so viele wie Männer (4,2%).

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