Politik

Ach, Donald

In den letzten eineinhalb Jahren wurde viel geschrieben und noch mehr gesagt über den Immobilienmogul und 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Und so unterschiedlich die Redaktionen der Bundesrepublik in ihrer politischen Ausrichtung und Analyse auch sein mögen, auf Donald J. Trump als miesen Präsidenten und in dieser Ausprägung kleinsten gemeinsamen Nenner können sich die meisten einigen. Und tatsächlich, das Narrativ vom unfähigen Staatenlenker Trump scheint gar wissenschaftlich erwiesen. Erst im Februar dieses Jahres bewerteten 170 Wissenschaftler der “American Political Science Association“ im Auftrag der New York Times alle 45 bisherigen US-Präsidenten. Das Ergebnis: Trump ist der schlechteste US-Präsident aller Zeiten. Wissenschaft und Medien haben sich also weitestgehend festgelegt. Höchste Zeit, die Bürger zu fragen: Was sagen die Deutschen zum impulsiven Mann im Oval-Office?

Mehrheit stellt Trump schlechtes Zeugnis aus

Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Mehrheit der Bundesbürger stellt dem derzeitigen US-Staatsoberhaupt ein vernichtendes Zeugnis aus: 82,1 Prozent bewerten die bisherige Präsidentschaft Trumps als „schlecht”. Mehr als zwei Drittel (67,2 %) gar als „sehr schlecht“.

Allerdings gibt es deutliche Unterschiede entlang soziodemographischer Gruppen. Beispiel Alter: Umso älter die Befragten, desto schlechter fällt das Urteil über das bisherige Wirken des Republikaners aus. So ist in der Altersgruppe der über 65-jährigen nur etwa jeder Zehnte (9,3 %) der Meinung, dass Trump einen guten Job macht, während unter den 18- bis 29-jährigen jeder Vierte (25,7 %) dem Egozentriker ein solches Urteil bescheinigt.

Besonders interessant ist die Auswertung allerdings in Bezug auf die Parteianhängerschaft. Während unter den Anhängern der Grünen beispielsweise nur 1,3 Prozent dem US-Präsidenten gute Arbeit attestieren, sind unter den Sympathisanten der AfD 45,7 Prozent der Meinung, dass die Präsidentschaft Trumps bisher gut verlief. Weniger harsch gehen auch die Anhänger der FDP mit dem New Yorker ins Gericht, unter denen immerhin 13,6 Prozent von dessen Arbeit überzeugt sind. In der Union, der SPD und bei den Linken sind ähnlich wie bei den Grünen überwältigende Mehrheiten vom bisherigen Versagen des Populisten überzeugt.

Deutsche sehen Trump als unberechenbaren Rassisten

Von einem neutralen Standpunkt aus kann man den Politikstil des derzeitigen US-Präsidenten wohl mindestens als unkonventionell bezeichnen. Die Bundesbürger sind - was die Wortwahl betrifft - weniger zurückhaltend: Die Mehrheit ordnete noch vor einem Jahr, also zu Beginn seiner Präsidentschaft, dem politischen Stil Trumps in erster Linie das Attribut „unberechenbar“ (36,1 %) zu, gefolgt von den Zuschreibungen „gefährlich“ (24,3 %) und „verantwortungslos“ (20,2 %) - nicht unbedingt positiv konnotierte Adjektive. 13,6 Prozent charakterisierten dessen Vorgehen allerdings auch als „direkt“ und immerhin 5 Prozent nannten es „erfrischend“. Insbesondere die Anhänger der AfD hatten dabei ein positiveres Bild vom Republikaner als die meisten Deutschen: 47,4 Prozent fanden seinen Stil „direkt“, 17,4 Prozent „erfrischend“ - absolute Spitzenwerte im Parteienvergleich.

Neben seinem unkonventionellen Vorgehen fällt der US-Präsident aber auch immer wieder durch mehr als fragwürdige Äußerungen auf, und das nicht erst seit den gewaltsamen Ausschreitungen und dem Attentat eines mutmaßlichen Neonazis in Charlottesville. In den Kommentarspalten auch hierzulande wurde deshalb intensiv diskutiert, ob Trump rassistische Stereotype bedient und damit Vorurteile schürt. Das Urteil der Deutschen jedenfalls fällt diesbezüglich eindeutig aus: 71,8 Prozent würden Donald Trump als Rassisten bezeichnen.

Bundesbürger glauben nicht an vorzeitiges Aus der Präsidentschaft Trump

Trotz der deutlichen Abneigung gegenüber Trumps Wirken glaubt die Mehrheit der Bundesbürger nicht, dass Trumps Präsidentschaft vorzeitig enden wird. Mehr als jeder Zweite (55,7 %) geht derzeit davon aus, dass er bis zum Ablauf seiner regulären Amtszeit Präsident bleiben wird. Nur etwa jeder Dritte (34,2 %) glaubt - oder vielleicht auch hofft - das Gegenteil. Es scheint also ganz so, als hätten sich die Deutschen - ähnlich wie Wissenschaft und Medien - mit Donald Trump und einem Schrecken ohne (vorzeitiges) Ende abgefunden.

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